Warum sollten Unternehmen Stressmanagement betreiben?

Wozu führt unbehandelter Stress in einem Unternehmen?

Stress wird in Unternehmen zu einem immer wichtigeren Thema. Besonders in einer Zeit der steigenden Erreichbarkeit (z.B. durch die Digitalisierung von Arbeitsprozessen) entstehen hohe Anforderungen im Beruf, die einerseits die Flexibilität des Arbeitens fördern und andererseits bei zu hohen Anforderungen Arbeitskräfte mit Stress belasten.

Unternehmen haben dann mit den Kosten von Stress (z. B. durch den langfristigen Ausfall von Beschäftigten) zu tun. Alarmierend ist der Befund aus dem Gesundheitsreport der Techniker-Krankenkasse (2020), dass im Jahr 2019 Stress im Durchschnitt für 27,9 Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) pro Fall verantwortlich war und somit auf dem vierten Platz der Ursachen für die meisten Fehltage im Jahr landete. Langanhaltender Stress, der über 4 Wochen anhält kann zu Depressionen, Burnout sowie Angststörungen führen, die mit weitaus gravierenderen Folgen verbunden sind (Depression – 60,2 AU-Tage pro Fall, Burnout – 36,8 AU-Tage pro Fall, Angststörungen – 60,2 AU-Tage pro Fall). Auf Basis des wissenschaftlich fundierten „Einfach weniger Stress“-Konzeptes können Interventionen, wie der „Einfach weniger Stress“-Onlinekurs, eingesetzt werden, um jenen Ausfällen vorzubeugen.

Wodurch entsteht Stress in Unternehmen?

Grundsätzlich ist das sowohl abhängig von den Belastungen, welche im Unternehmen vorliegen (z.B. Zeitdruck, Leistungsdruck, Lärm, Störungen oder untypische Arbeitszeiten), als auch von der individuellen Beanspruchungsfähigkeit jeder Person – denn, ob eine stressige Situation auch kontrollierbar ist, wird von individuell anders eingeschätzt. Im Wesentlichen entsteht Stress auf der Arbeit durch eine ungünstige Kombination von zu hohen Anforderungen (Belastungen) und einer niedrig wahrgenommene Kontrolle der Arbeitsumstände (z. B. durch sehr strikte Vorgaben). Des Weiteren spielen Faktoren, wie das Gleichgewicht zwischen den Arbeitsanforderungen und Belohnungen eine besondere Rolle.

So wird beispielsweise Stress begünstigt, wenn ein hohes Arbeitspensum und hohe Erwartungen, in keinem fairen Verhältnis zum Gehalt, den angebotenen Mitteln oder Vertrauen seitens der Führungskraft stehen.

Wie verbreitet sich Stress in Unternehmen?

Man kann sich hierfür Stress wie viele andere Krankheiten vorstellen. An Stress „erkrankte“ Personen können „gesunde“ Personen anstecken. Dies nennt man „social contagion“. Menschen neigen dazu ihre Mitmenschen zu beobachten und Verhaltensweisen und Gefühle, bis hin zu Bewertungen unbewusst zu übernehmen – sogar Stress. Zudem sind moderne Unternehmen keine isolierte Gruppe, sondern Beschäftigte werden eingestellt oder verlassen das Unternehmen. Auf diese Weise können „infizierte“ Neuzugänge Stress in das neue Unternehmen „einschleppen“ und dann über andere Angestellte hinweg verbreiten. Dem entsprechend ist ein Stressmanagement-Konzept, für gestresste Neuzugänge wichtig, um die Verbreitung von Stress zu vermeiden.
Einen Lösungsansatz bieten die Seminare zur Stress- und Burnout Prävention, welche als qualitätsgeprüfte Maßnahme zur betrieblichen Gesundheitsförderung (nach EStG §3 Nr.3) steuerfrei abgesetzt werden können.

In welcher Position im Unternehmen spielt Stress eine besondere Rolle?

Nicht alle Beschäftigten sind gleichermaßen betroffen von Stress. Besonders gefährdet sind die Führungskräfte eines Unternehmens. Angestellte sind viel sensibler gegenüber den Launen ihrer Vorgesetzten und sind anfälliger dafür, die Zeichen einer durch Stress ausgelösten Störung von ihren Vorgesetzten zu übernehmen. So kann in Unternehmen, wo Führungskräfte nicht genug für sich selbst sorgen, die Gesundheit der Angestellten unter direktem Einfluss – z.B. durch stressförderliches Verhalten, wie dem Verteilen vieler Aufgaben mit kurzfristigen Deadlines, sowie indirekt – z.B. durch die Erwartung ständiger Erreichbarkeit über ein Diensthandy, nicht gewahrt werden.  Führungskräfte können besonders von einer Stressmanagement-Schulung profitieren und lernen mit ihrem eigenen Stress sowie mit gestressten Angestellten umzugehen, um nachhaltig ein gesundes Unternehmen zu fördern. Wir bieten hierzu Gruppen- und Einzelcoachings an, um Überforderungen langfristig vorzubeugen und bei individuellen Anliegen zu beraten.

Ein Beitrag von Nico Wegener.

 

Weiterführende Literatur

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Grobe, T. & Bessel, S. (2020). Gesundheitsreport 2020 – Arbeitsunfähigkeiten (1. Aufl.). Techniker Krankenkasse.

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