In der modernen Arbeitswelt, ist Stress im Beruf ein ständiger Begleiter. Werden die Anforderungen bei der Arbeit zu hoch und damit die Belastungen nicht mehr tragbar, wird Stress gesundheitsschädigend. Gemeinhin werden dieser Zustand der Überforderung und die damit einhergehenden Symptome, wie der Erschöpfung, als Burnout bezeichnet.
Aber Burnout ist nur die eine Seite der Medaille. Modernes Arbeiten bedeutet auch, dass uns immer mehr Arbeitsschritte (z.B. durch Maschinen oder digitale Hilfsmittel) abgenommen werden. Das kann dazu führen, dass man Aufgaben (z.B. sich ständig wiederholende Arbeitsschritte) als monoton erlebt und sich im Beruf vielleicht unterfordert fühlt. Dies äußert sich in zunehmender Langeweile, die sich in chronischer Form als Boreout niederschlagen kann.
Beispielsweise ermittelte das Gallup-Marktforschungsinstitut, dass 2020 im Durchschnitt etwa 15% der Beschäftigten eines Unternehmens, aufgrund von Unterforderung im Beruf, auf jegliche Anstrengung bei der Arbeit verzichten.
Boreout – mehr als nur Langeweile
Die grobe Übersetzung von Boreout bedeutet zwar „gelangweilt zu sein“, insgesamt bilden jedoch drei Elemente: Langeweile, Unterforderung und Desinteresse am Beruf die Bausteine für die Krankheit. Wenn man beispielsweise in einer Umgebung arbeitet, die in keiner Weise fordernd gestaltet ist (z.B. wegen zu wenigen- oder zu einfachen Aufgaben), fängt man an sich zu langweilen, hat größer werdende Zeiträume, wo man nichts macht und verliert das Interesse für die Arbeit. Ein weiterer Grund kann die geringe Wertschätzung der eigenen Arbeit durch Vorgesetzte sein (z.B. keine positiven Rückmeldungen, Gehaltserhöhungen oder Beförderungen).
Betroffene fühlen dann zusehends, dass ihre Arbeit keinen Mehrwert mehr hat und bauen keine Motivation mehr für andere Aufgaben auf. Paradoxerweise löst dieser Zustand ebenso Stressreaktionen aus, wie das auch beim Burnout der Fall ist. Denn wer sich bei der Arbeit langweilt, kann dies in der Regel nicht einfach zeigen, sondern versucht den Eindruck von Arbeit zu vermitteln. Arbeit vorzutäuschen kann dann zu Stresserleben sowie dem Erleben einer Sinnlosigkeit der Tätigkeiten führen. Es beginnt ein Teufelskreis: Die Sinnlosigkeit der arbeitsausweichenden Tätigkeiten wirkt unbefriedigend. Das Gefühl wird auf die Arbeit zurückgeführt – und es fällt noch schwerer, sich dafür zu motivieren. Der Krankheitswert entsteht also nicht aus dem kompletten Fehlen von Stress, sondern dem Fehlen von positivem Stress, wie es bei einer angemessenen Herausforderung der Fall wäre.
Die Folgen von Boreout
Eine Person, die unter Boreout leidet, zeigt bei der Arbeit zunächst keine geringere Arbeitsleistung. Denn Boreout entsteht meistens, weil die betroffenen Beschäftigten überqualifiziert für die Tätigkeit sind. Die eigentliche Veränderung findet im Kopf statt: Betroffene empfinden ihre Arbeit zunehmend als sinnlos. Sie erleben plötzlich, dass sie erhebliche Probleme haben, sich auf die Arbeit zu fokussieren. Mit hinzukommenden Motivationsverlust und dem Ausweichen von Aufgaben wird früher oder später die Leistung sinken und der Stress steigen. Auf lange Zeit gesehen können Betroffene von ihrem inneren Kampf Erschöpfung erleben und sogar in dem Burnout gleiten. Die Wahrscheinlichkeit an einer Depression oder Angststörung zu erkranken steigt. Die Auswirkungen gestresster Verhaltensweisen sind auch für Unternehmen schädlich.