Was sind Stressmanagement-Interventionen?
Als Stressmanagement-Interventionen werden eine ganze Reihe von Aktivitäten bezeichnet, die dazu dienen, den Stress zu reduzieren und gleichzeitig das Wohlbefinden zu verbessern. Diese Maßnahmen setzen meistens entweder an den Auslösern des Stresses (Stressoren) oder an den Auswirkungen des Stresses (Stressreaktionen) an. Zunehmend werden aber auch Ansätze entwickelt, die zusätzlich auf den Aufbau von Ressourcen abzielen, um bei unvorhergesehenen Stressoren handlungsfähig zu bleiben. Das „Einfach weniger Stress“-Konzept verfolgt einen solchen ressourcenorientierten Ansatz.
Stressmanagement-Interventionen richten sich meist an Individuen. Zu diesen individuumszentrierten Interventionen zählen u. a. kognitiv-behaviorale Ansätze (die auf eine Änderung von Denk- und Handlungsmustern abzielen), Entspannungstechniken sowie multimodale Programme (eine Kombination verschiedener Methoden, z. B. eine Kombination aus Entspannung, kognitiven Verhaltenstherapien (CBT) und Achtsamkeitsübungen). Da die Änderung des Verhaltens eine zentrale Rolle spielt, spricht man hier auch von Verhaltensprävention.
Die Maßnahmen können außerdem auf Organisationen fokussieren und auf der Prozessebene Veränderungen anstreben, die entweder alle Mitarbeitenden oder ein bestimmtes Team betreffen. Deshalb werden diese Maßnahmen auch als Verhältnisprävention beschrieben.
Weiter gibt es Interventionen, die zeitgleich auf das Individuum und auf die Organisation ausgerichtet sind. Diese fokussieren sich meistens auf die Veränderung der Beziehung zwischen einem Individuum und der Organisation, z. B. durch Peer-Support-Gruppen.
Primäre, sekundäre und tertiäre Stressmanagement-Interventionen
Stressmanagement-Interventionen und ihre Wirkmechanismen setzen zu unterschiedlichen Zeitpunkten an. Danach kann man zwischen drei verschiedenen Interventionstypen unterscheiden:
Primäre Interventionen werden eingesetzt, bevor der Stress aufgetreten ist, sie dienen also der Stressprävention. Durch die Beseitigung von Stressauslösern und der Verbesserung des Wohlbefindens sollen Stressreaktionen eingedämmt werden. Beispiele hierfür sind Auswahl- und Beurteilungsverfahren im Arbeitskontext, die dazu dienen, die Übereinstimmung der vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten von Personen mit den Anforderungen der Stelle zu prüfen. Durch dieses Vorgehen soll das Risiko der Überforderung mit der zukünftigen Position reduziert werden. Unterstützend dazu kann eine medizinische Untersuchung zur Einschätzung der Belastbarkeit vor der Einstellung erfolgen.
Sekundäre Interventionen setzen an, wenn bereits Stress erlebt wird. Sie beziehen sich darauf, den Schweregrad sowie die Dauer der vorhandenen Stressreaktionen zu reduzieren und somit zu verhindern, dass Stress problematische Ausmaße annimmt. Dafür nutzt diese Interventionsart auf die Stressauslöser fokussierte Emotionsregulationsstrategien, um die Stressursachen einzudämmen bzw. die Stresssymptome zu reduzieren. Reaktionsfokussierte Strategien werden eingesetzt, um das Ausmaß des wahrgenommenen Stresses zu reduzieren, also die Reaktion auf Stressoren zu verändern. Hierzu gehört beispielsweise die Technik des Achtsamkeitstrainings, in der Literatur auch achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) genannt. Der Fokus liegt darauf, zu lernen, Situationen und Gedanken nur akzeptierend, nicht wertend und reagierend zu beobachten. Außerdem gehören zu den sekundären Interventionen verschiedene Entspannungs- und Meditationstechniken (z. B. die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson) oder auch eine Kombination der genannten Methoden.
Zuletzt sind noch die tertiären Interventionen zu nennen, die zum Ziel haben, die Funktionsfähigkeit von bereits psychisch erkrankten oder unter andauerndem Stress leidenden Personen (so weit wie im Einzelfall möglich) wiederherzustellen. Die Ansätze sind entsprechend therapeutisch ausgelegt und spielen erst nach erfolgloser primärer und sekundärer Intervention eine Rolle. Dafür werden beispielsweise Hilfsprogramme konzipiert und eingesetzt, mit denen Unternehmen Mitarbeitenden, die unter andauernd hohem Stress oder psychischen Problemen leiden, Beratung und Unterstützung anbieten.
Job Crafting
Der Aufbau von persönlichen Ressourcen im Rahmen des Stressmanagements ist besonders von Bedeutung, weil dadurch eine Widerstandsfähigkeit gegen den (Arbeits-)Stress aufgebaut werden kann. Zu zentralen Ressourcen gehören positive Emotionen, Vitalität sowie geistige Leistungsfähigkeit in Bezug auf die Arbeit. In diesem Kontext ist auch der Ansatz des Job Craftings interessant. Job Crafting meint, „die Arbeit selbst so zu gestalten, dass sie den eigenen Vorstellungen und Fähigkeiten möglichst gut entspricht“ (Kortsch, 2020). Mitarbeitende sollten sich als „aktive Gestalter ihrer Arbeit“ (Kortsch, 2020) sehen und die Arbeit so verändern bzw. persönliche Ressourcen aufbauen, dass die Passung zwischen ihren Arbeitsanforderungen und ihren persönlichen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Stärken möglichst groß ist.
Insgesamt gibt es also verschiedene Stressmanagement-Interventionen, die alle verschiedene Ansatzpunkte haben und deshalb auch unterschiedlich wirken. Abhängig davon, ob Stress präventiv entgegengewirkt, vorhandener Stress reduziert oder nach langandauerndem Stress die Funktionsfähigkeit wiederhergestellt werden soll, sollten die richtigen Interventionen ausgewählt werden, um bestmögliche Erfolge zu erzielen. Der „Einfach weniger Stress“-Onlinekurs ist ein multimodales Konzept, das vorrangig zur primären und sekundären Verhaltensprävention eingesetzt wird, also sowohl zur Verhinderung von stressigen Situationen als auch zur Unterstützung in akuten Stresssituationen.